Zugegeben. Niemand möchte gern Mega-Trends verschlafen. Vor weniger als einem Monat startete Niantic sein Mobile Game in den USA und Australien. Danach schlug das Online-Spiel für das Smartphone alle Rekorde. Binnen weniger Tage wurde die 20 Millionenmarke geknackt und stellte die einstigen Blockbuster wie „Candy Crush“ und „Clash Royale“ in den Schatten. In Deutschland mussten die Fans eine lange Woche länger warten, bis das Spiel zum Download bereit gestellt wurde. Inzwischen ist laut Umfragen jeder Vierte vom Pokémon GO-Virus befallen und spielt. Und spielt. Und spielt.
Als neuer Zeitfresser schiebt es sich mit mehr als eine halbe Stunde Spielzeit am Tag vor allen anderen Diensten wie Facebook, Snapchat, Twitter oder Instagram.
Geocaching war gestern. Heute wird mit Karten nach Monstern gesucht.
Man spielt es draußen, denn Pokémon Go vereint Location-based Services mit Augmented Reality. Kurzum; es ist eine virtuelle Schatzsuche und jeder von uns hat alles Notwendige dabei: Ein Smartphone. Das weckt Begehrlichkeiten. Da sich das Meiste in der „echten“ Welt abspielt, lassen sich Einzelhandel und Gastronomie eine Menge einfallen. Es werden lokal Pokéstops mit zusätzlichen Ködern gegen Bares gekauft. Der Spaß kostet weniger als einen Euro und lockt für 30 Minuten die Jäger mit ihren Smartphones in die Nähe. Sichere Einnahmen sind kostenpflichtige Toiletten. Das große Geld ist mit Jüngeren Gästen selten zu machen. Was ein typischer Pokémon-Jäger gern verzerrt, ist an den PokéStops schnell erkennbar, denn die Hotspots gleichen nicht selten wilden Müllkippen. Leider keine Augmented Reality, sondern ganz real.
Verzweiflungstaten, wie 20% für alle an der Kasse, die Level 20 erreicht haben, gibt es schon. Oder man lässt einen Pikachu im Laden fangen und belohnt die Aktion mit weiteren Prozenten. Nach Nintendo und Niantic / Google dürften einige Straßenbanden im Central Park und mancher dunklen Gasse abgeräumt haben. Viele Pokémon-Fans zogen von abgelegen Pokéstops gelockt mit Handy los und kamen ohne Beute und auch ohne Smartphone und Bares wieder heim, weil gezielt ausgeraubt. Ein Beispiel mehr, wohin Gier führen kann.
commerce4
4. August 2016 at 15:45Mit etwas Kreativität könnte man auch online vom Hype profitieren. Warum testet niemand Smartphones auf PokémonGO-Qualitäten? Welche Vorteile bieten (theoretisch) welche Modelle? Passend mit Abschuss-Strichlisten beschriftete Powerbanks für lange Ausflüge oder T-Shirts mit Themenaufdruck würden sich vermutlich wie geschnitten Brot verkaufen. Für jegliches Merchandise ist draußen Fehlanzeige. Hier haben die Macher gepennt, obwohl alle Weichen für das Ausrollen des Spiels vor zwei Jahren mit TV-Spots und Internetkampagnen gestellt wurden.