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Dropship-Mania

Dropship-Mania

E-Commerce, News & Trends

Es scheint, als würde gerade im E-Commerce ein komplett neues Ökosystem entstehen:

  • Hersteller, die D2C im Affiliate-Style aufziehen
  • Distributoren im Herstellergewand, die Dropship-Sortimente labeln
  • Trendscouts, die todsichere Tipps für sensationell gefragte Dropship-Artikel geben
  • Content-Creators, die vermarkten helfen
  • Media-Experten, die Ads schalten
  • Techies, die Standard-Shops besser machen
  • Und – last but noch least – die vielen Experten, die uns die Tür zum Paradies mit ihrer kostenpflichtigen Studie oder Checkliste aufschließen

Die meisten dürfte eines einen: Sie arbeiten alle für Amateure und brauchen nicht ganz viel können. Für die meisten dürfte es ein kurzer Ausflug sein, wenn sich der erhoffte Umsatz nicht einstellen will. Vermutlich wird vor Exit noch einer der oben genannten Experten konsultiert und dort das letzte Geld verbrannt.

„2024 – das wird mein Jahr!“

Mit dem Versprechen wird mancher ins neue Jahr gerutscht sein. Unwissend, wann & wo man von Fortuna geküsst wird. Fortuna tritt bekanntlich in unterschiedlichster Gestalt auf. Man erkennt sie aktuell in den sozialen Kanälen ganz gut an den großen Studio-Mikrofonen.

Hört man hin, was dort reingesprochen wird, erinnert es an einen Tipp für Restaurantgänger:

Je größer die Pfeffermühle, desto schlechter der Italiener.

Die vollmundig gemachten Versprechen sind noch größer: „Zero to 1Mio.$ in 365 days“. „Wie wir einen brandneuen Onlineshop in nur 30 Tagen auf 100.000 Euro Monatsumsatz gebracht haben.“ Letzterer spricht immerhin von Umsatz und nicht gleich Gewinn. Das angepeilte Publikum hört aber eh bei der Zahl leider auf zu lesen.

„CEO my self.” oder “besser leben“ sind die großen Dropship-Versprechen

Wer vor ein paar Jahren nicht in der ersten Welle erfolgreicher Influencer geworden ist, hat es vielleicht als Coaching-Experte geschafft – oder zumindest einen der Kollegen reicher gemacht. Täter und Opfer liegen aktuell denkbar nah beisammen. Wer einen ganzen Satz sprechen kann und nicht wie vom Bus überfahren aussieht, stellt sich auf die Seite der Experten und verkauft totsichere Casestudies und Checklisten vor der Kamera.

Für alle anderen bleibt…? Genau, der gute Dropship-Shop. Dann hat man mit 20 vielleicht noch keine 150 zufriedene Kunden, denen man die Komplettvermarktung ihrer Dropship-Plattformen verkauft, damit jeder davon sieben- bis acht-stellig Umsatz macht.  Aber man ist ein Macher.

Dropship-Konzepte gab es schon vor 40 Jahren

Wer mein Baujahr ist, kennt vermutlich noch die Avon-Beraterin mit ihrem Koffer und hat die eine oder andere Tupperparty einer Freundin nicht abwenden können. Die Motivation dürfte Selbstverwirklichung und – ohne Frage – auch etwas durch Einsatz dazu verdienen, gewesen sein. Nichts, wofür man sich schämen muss. Im Gegenteil.

Die Dropshipmania zieht gerade bedenkliche Kreise. Mein Neffe, er ist 14 Jahre alt, hat meinen Bruder kürzlich gefragt, ob er da nicht was Kleines aufziehen darf. Das hat mir erst gewaltig imponiert, bis ich seine Motivation kannte: „Du musst eigentlich gar nichts machen, weil der Shop von selbst läuft und Du machst da richtig Kohle… sagen die hier ALLE.“

Offensichtlich gibt es aktuell genug Nasen im geschäftsfähigen Alter, die Geld in das Geschäftsmodell investieren und am Ende versenken werden. Es wird eine Lektion sein, dass E-Commerce immer noch seine Herausforderungen hat. Genau genommen befinden wir uns im Verdrängungswettbewerb, der Amateuren keinen Raum lassen wird.

Viele der neuen Dropship-Shops werden sich von den immer mehr werdenden Fake-Shops in der Praxis kaum unterscheiden. Damit steigt die Zahl der negativen Erfahrungen beim Online-Käufer.

Was für Online-Händler wichtiger denn je wird

Viele Multichannel-Händler haben den Start in den E-Commerce vom stationären Geschäft bewusst entkoppelt und mitunter Shops unter neutraler Flagge betrieben. Es kommen gefühlt täglich neue Apps auf den Markt, die AI-basiert Content und so komplette Identitäten schaffen helfen. Fake-Profile in den sozialen Netzen bewerten Produkte in den Shops oder machen als Trolle mit Negativbewertungen anderen Betreibern das Leben schwer.

2024 wird vor allem für jene Händler ein erfolgreiches Jahr, die authentisch und vertrauenswürdig auftreten. Dazu zählt immer noch die technische Excellence und ein Maß an UX, das sich in Konzept & Design widerspiegelt.  Wir machen eine Wette, dass wir in diesem Jahr erleben werden, dass weiche Faktoren wieder an Bedeutung gewinnen werden.

Der prominent platzierte, reale Service-Kontakt mit Namen und Bild – statt millionenfach verwendetes Stockfoto – könnte fortan mehr denn je Kauf-Abbrüche vermeiden.

Wer vor x Jahren einen Social Media Kanal eingerichtet hat, wollte „damals“ vor allem eines sein: trendy. Heute ist es der Unplugged-Kanal, auf dem Bilder mit paar Zeilen Text vom Handy direkt ins Netz finden. Gut, wenn die Einblick auch im Shop gewährt wird und über den Kanal auch perfekt Kundenbindung betrieben werden kann. Wer sortimentsbedingt über den Shop nur wenige Kontaktpunkte im Jahr generiert, kann via Instagram, TikTok oder Facebook ganz anders Draht halten.

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